Engelbergtunnel - Anhydrit
Viel Betrieb herrscht aber nicht nur auf den sechs Fahrbahnen des von 1995 bis 1999 gebauten Tunnels, sondern auch um die Betonwände herum. … Nachdem vor sechs Jahren die ersten Wassereinbrüche im Engelbergbasistunnel verzeichnet worden waren, hat man begonnen, alle Druck- und Bewegungsmessungen zu dokumentieren. „Das Gebirge bewegt sich nicht stärker als erwartet, aber im Anhydritbereich ungleichmäßig“, sagte dazu schon vor zwei Jahren Dirk Matuschowitz vom zuständigen Referat des Regierungspräsidiums in Stuttgart. … Die Verantwortung für die Prüfungen und Reparaturarbeiten kann den Baufirmen nicht mehr aufgebürdet werden, die Gewährleistungsfristen sind schon lange abgelaufen. …
Ein Geheimnis war der schwierige Untergrund freilich noch nie. Deswegen ist der Autobahntunnel an den Stellen, wo er Anhydritschichten durchläuft, massiv verstärkt worden. Statt 70 Zentimeter, wie in anderen Bereichen, sollen dort drei Meter dicke Wände dem Gebirgsdruck standhalten – aber offenbar reicht das nicht aus. Fachleute von Tunnelbaufirmen sehen die Sache allerdings relativ gelassen: „Einen Tunnel, in den kein Wasser eindringt, gibt es eigentlich nicht. Sogar im neuen Lötschbergbasistunnel in der Schweiz muss sehr viel Wasser abgeleitet werden. Das ist normal“, sagt ein Ingenieur. Im Hochgebirge liegen die Betonröhren allerdings in ruhigem Granitgestein und nicht in einer bewegten Unterwelt im mittelschwäbischen Gipskeuper.
Aus Artikel „Der Engelbergtunnel ächzt unter dem Druck des Berges“, Stuttgarter Zeitung vom 06.03.2008
„Schwierige geologische Verhältnisse sind beherrschbar, wenn man vor dem Bau das passende Bauverfahren wählt“, lautet der Kommentar des Stuttgart-21-Projektleiters Peter Marquart.
Aus Artikel „Ein Gestein wie ein Hefeteig“, Stuttgarter Zeitung vom 06.03.2008